Nachdem ich im vorigen Teil beschrieb, wie das Steampunk-Setting abgelöst wurde durch ein magieorientiertes Urban-Fantasy-Setting, will ich heute erzählen, wie es dann kam, dass ich eine ganz eigene Welt entworfen habe.
Der Grund dafür war wesentlich, dass mir auch hier ein mangelnder Realismus störend im Weg stand. Wie reisen die Menschen von dem einen mystischen Geheimort zum anderen? Wie kommt es, dass der jeweils spezifische geheime Ort geheim bleibt – und das trotz all der modernen technischen Möglichkeiten?
Es ist schon klar, dass eine Fantasygeschichte ohnehin nicht realistisch im engeren Sinne sein kann. Aber: Es soll doch alles konsistent sein und sich organisch anfühlen – und das wollte mir auch mit dem neuen Setting nicht gelingen. Es blieb auf gewisse Weise zu eng, weswegen ich mich dann entschied, eine eigene Welt zu erschaffen, in der diese ganzen Probleme, die mich bei der Entwicklung störten, dann nicht mehr vorhanden waren. Dafür gab es allerdings eine Reihe neuer Probleme.
Was ja ein unabwendbarer Vorteil eines Urban-Fantasy-Settings gegenüber einem High-Fantasy-Setting ist: Hier haben wir einen Rahmen, dessen Geschichte nicht erst erfunden werden muss. Die Gesetzmäßigkeiten unserer Welt sind vertraut und erforscht, und alles passt irgendwie zusammen.
Bei einer ganz neuen Welt ist die Karte zu Beginn leer. Ich hatte zwar schon einige Orte im Kopf – etwa die Hauptstadt Ijaria und die Stadt der Drachen –, aber das waren ja nur erste Orientierungspunkte. Auch hier sollte sich alles organisch anfühlen: eine Welt, in der das, was vorkommt, zusammenhängt.
Und vor allem: Auch hier braucht es Geschichte. Sofern es in der Welt keine Geschichtswissenschaft gibt, ist es zwar nicht so wichtig, ob die späteren Protagonisten diese Geschichte auch kennen. Viel plausibler ist es ja, dass sie diese nur durch Mythen und Geschichten begreifen – und keine klare Vorstellung vom Werden und Wandel der Welt haben (wenn man nicht gerade unsterbliche Wesen wie Tolkiens Elben hat).
Damit in der Welt alles zusammenhängt, muss es diese Geschichte geben. Sonst bleibt alles, was vorkommt, nur ein Symbol und ein Klischee. Es funktioniert, weil wir beim Lesen diese Leerstellen mit Vertrautem ausfüllen. Und das wollte ich nicht.
Ich wollte, dass meine Welt eine eigene Geschichte hat. Eine Welt, die sich durch Mythen, Ruinen und Relikte bis in die Gegenwart der Erzählung spürbar weiterentwickelt. Das war also der nächste große Schritt: die Welt lebendig werden lassen – bevor ich mit dem Schreiben anfange.
Und da schuf ich dann eine Entstehungsgeschichte, die selbst nur Teil eines noch größeren, kosmischen Geschehens war. Davon dann mehr im nächsten Teil.
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